Schnittblumengärten sind ja etwas Wunderbares. Nur leider verhält es sich bei mir so, dass ausgerechnet in den Beeten, wo ich dafür Platz hätte, eine ordentliche Schneckenplage mir das Leben schwer macht. Schnecken vergiften aber mag ich nicht, weil Schneckenkörner erstens nur etwa 10 Prozent der Population umbringen und das Problem also gar nicht lösen. Schade für?s Geld, eigentlich. Und zweitens bin ich aus Prinzip dagegen, im Garten Gift zu verwenden. Schnecken einsammeln, das hilft normalerweise. Aber die besagten Beete liegen nun nicht gerade vor meiner Haustüre, und so sind die bewährten frühmorgendlichen Rundgänge mit wahlweise schwarzem Eimer oder Küchenmesser oder einer alten Schere aus Zeitgründen kaum zu bewerkstelligen. Das Problem werden ja auch alle Schrebergärtner kennen: wenn man dann am Wochenende endlich mal Zeit hat, haben die Schnecken die ganzen Kostbarkeiten längst dahingerafft, sind von den jungen Trieben der Dahlien und der Rittersporne im besten Fall noch ein paar vollgeschleimte Stummel übrig. Wenn überhaupt. Letztes Jahr konnte ich nicht einmal mehr ausmachen, wo die Dahlien überhaupt gestanden hatten, so schlimm war es mit den Schnecken.
Dieses Jahr aber werde ich ihnen zuvorkommen! Gärtnerinnenehrenwort, dieses Jahr werde ich schlauer sein als die Schnecken! Und falls der Frühling heuer ein bisschen weniger verregnet wäre, würde das natürlich auch helfen. Es würde sogar enorm helfen, auch für die Moral von uns Gartenmenschen. Wollen wir also mal hoffen.
Maurin Oberholzer, Chef des Wyss-Versuchsgartens in Zuchwil, hat mir neulich eine Broschüre mit schneckenresistenten Pflanzen aus seinem Archiv herausgesucht. Zum Glück ist es nämlich so, dass die Schnecken einigermassen schnedderfrässig sind. Da die Liste vergriffen ist, hier das Wichtigste in Kürze: Schnecken fressen keine Edelwicken. Das ist schon mal eine gute Nachricht, denn Edelwicken sind wunderbare Schnittblumen. Auch Pelargonien und Storchenschnäbel verschmähen sie. Bei den Vintage-Pelargonien gibt es tatsächlich solche, die für die Vase einen Versuch wert sind. Und Schnecken fressen kein Mutterkraut (Chrysanthemum parthenium), überhaupt fressen sie nichts Chrysanthemenähnliches. Das ist eine sehr gute Nachricht. Nein, jetzt nicht die Nase rümpfen. Chrysanthemen sind sehr sehr gute Blumen für die Vase, und sie lassen sich recht mühelos selber ziehen. Ausserdem gelten Kosmeen als schneckensicher, hier die langstieligen, grösseren Sorten für die Vase ziehen.
Und bei den Stauden gibt es diverse Kandidaten für den schneckengeplagten Schnittblumengarten. Von Astern über Fetthennen und Frauenmantel, Flockenblumen, Glockenblumen, Nelken, Pfingstrosen, Staudenphlox, Sterndolden bis zu Silberkerzen und Spornblumen reicht die Auswahl, um nur einige Beispiele zu nennen. Damit lässt sich doch schon ein ordentlicher Blumenstrauss binden! Aus meiner Erfahrung verschmähen Schnecken auch die stark nach Hanf riechenden Spinnenblumen (Cleome), die in der Vase ausgesprochen hübsch wirken.
Die Dahlien aber, die ziehe ich fortan nur noch in Kübeln auf dem Balkon. Dort habe ich keine Schnecken, und letzten Sommer hatte ich die wunderbarsten Dahlien über den Dächern der Bieler Altstadt. Der Trick ist nur, die Kübel gross genug zu wählen, und den Dahlien stets genug Wasser und Nahrung zu geben. Aber das gilt ja im Garten ebenso. Heuer will ich nun auch die Rittersporne auf dem Balkon ziehen. Und den Salat pflanze ich sowieso auf dem Balkon, er gedeiht problemlos in alten Eternitkistchen und kann dann gleich frisch geerntet werden, ohne dass ich jedes Mal zum Garten radeln muss, bevor das Essen fertig ist. Nur mit den grossen Sonnenblumen will es auf dem Balkon nicht so recht klappen. Die brauchen dann halt doch tiefgründige Erde. Hier heisst es, sie einzeln mit Schneckenringen oder abgeschnittenen Pet-Flaschen schützen. Für ein paar einzelne riesige ?King Henry? nehme ich doch diesen Aufwand auch gerne in Kauf.