Alte und neue Apfelsorten - welche sind besser? Ich würde gern ein Apfel-Guru werden, die haben momentan Hochkonjunktur, sind begehrt und beliebt und bei jedem Apfeltag oder Apfelfest in unserer Region umschwärmt wie Rockstars. Es finden sich zwar keine kreischenden Teenies um ihre Apfeltische herum, sondern nur ergraute, ruhige "Fans", aber nun ja, die Apfelbegeisterung scheint in erster Linie eine Sache des goldenen Alters zu sein. Weisheit und die Apfelliebe kommen anscheinend erst spät zu einem. ;-)
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Meine Erfahrungen mit alten Apfelsorten
Auch bei uns im Nachbarort gibt es einen Apfel-Meister, man könnte auch sagen Apfel-Bestimmer, der jedes Jahr im Herbst auf Tournee durch die Welt der Apfelfeste geht. Die Menschen bringen ihm ihre alten Apfelsorten, die irgendwann man mal ein Ururopa oder eine Ururoma pflanzte und von denen niemand mehr weiß, wie sie heißen. Unser lokaler Apfel-Guru prüft sich fachmännisch, drückt sie, beschnuppert sie, schneidet sie auf, verkostet sie und findet den richtigen Namen! Absolut faszinierend!
Das würde ich auch gerne können, aber da ich mit alten Apfelsorten nur wenig Erfahrung habe und vor allem keinen Platz, um die riesigen Bäume anzubauen, wird daraus wohl nichts mehr werden in diesem Leben. Von vier alten Apfelsorten in meinem Garten habe ich mittlerweile zwei mühselig heraus buddeln müssen, weil sie immer nur Schorf und kranke Blätter hatten, Jahr für Jahr. Die beiden Verbliebenen tragen so lala, das eine Jahr mal mehr, das andere weniger und der Geschmack ist auch nicht gerade berauschend, obwohl es uralte Sorten aus der Region sind.
…und mit neuen Apfelsorten
Gibt es auch Apfel-Gurus für neue Apfelsorten? Nein? Warum nicht? Ich würde da mal ganz bescheiden den Anfang machen und mich selbst Redlove-Guru nennen wollen. ;-)
Mehrere Sorten der roten Grazien wachsen glücklicherweise manierlich und nicht so überbordend wie die alten Sorten in meinem Garten. Und sie tragen jedes Jahr viel und sie schmecken hervorragend, saftig, spritzig, knackig mit viel Aroma. Meine beiden alten, regionalen Apfelsorten sind zwar auch süß, aber haben kaum Aroma, denn - nicht wahr - Süße ist nicht gleichbeutend mit Aroma.
Momentan begeistert mich auch mein 'Black Beauty' Säulenbaum, der späteste Apfel in meinem kleinen Baum-Sortiment (von mir liebevoll als "Food Forest" bezeichnet). Tiefstes, allertiefstes Dunkelrot außen und schneewittchenhaftes Weiß im Inneren. Dazu noch spritziges Aroma von allerfeinstem Adel, ja, das ist äußere und innere Schönheit in Vollendung.
Bild: Säulenapfelbaum Malini® 'Black Beauty' (links) und Redlove® Odysso® (rechts)
Apfelnostalgie
Aber zurück zu den so immens beliebten Apfeltagen in unserer Region (und bestimmt auch in eurer, liebe Mit-Gärtner). Sie sind so dermaßen überlaufen, dass man schon früh hin muss, wenn man einigermaßen gut an die Stände mit den Ochsenmaul-, Zinszahler oder Hauptmannsäpfeln herankommen will. Die Menschen LIEBEN Äpfel, früher wie heute. Äpfel gehören zu unserer Geschichte, sie halfen unseren Großeltern und Eltern die Hungerjahre des ersten und zweiten Weltkrieges zu überstehen und sie haben sich fest in unser Geschmacks-Gedächtnis eingebrannt als nationaler Schatz, ohne den man sich keinen Supermarkt und keinen Wochenmarkt mehr vorstellen möchte.
Bild: Ausbeute vom Apfeltag
Wenn auch die alten Apfelsorten bei den Apfeltagen der große Renner sind und alle sie wehmütig, und versonnen lächelnd in den Händen halten und sie probieren wollen, so muss ich doch eines sagen: Sie sind oftmals verklärte Nostalgie und werden dem Ruf, der ihnen voraus eilt, selten gerecht. Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren bei allen Apfeltagen nah und fern gefühlt hunderte alte Sorten verkostet. Sie sind nett, oh ja, einige wenige schmecken auch außergewöhnlich gut (dieses Jahr probierte ich einen englischen Apfel mit Anis-Geschmack!), aber meine neuen Sorten im Garten sind doch besser.
Mein Plädoyer für neue Apfelsorten
Man muss halt nur die richtigen, neuen Sorten kennen, die, die Charakter und Wiedererkennungswert haben. So wie die Lubera®-Sorten eben: Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und das ist ja genau das, was wir an den alten Sorten lieben: Dass sie so unterschiedlich schmecken! Aber neue Apfelsorten für den Garten tun dies auch, das wissen viele leider nicht, die nur die Supermarktware kennen (und wenn die als Bäumchen für den Garten angeboten werden, sind sie krankheitsanfällig und bereiten wenig Freude). Größter Vorteil der neuen Sorten, die von Lubera® speziell für uns Hobby-Gärtner gezüchtet werden: Sie sind schorfresistent und mehltautolerant, eine Eigenschaft, die ich in meinem nördlichen, windigen, küstennahen Garten mit oftmals nassen Sommern dringend brauche!
Bild: Redlove® Lollipop® - süsser, kleiner Redlove-Apfel, innen kitschig rosa gefärbt mit pinken Blüten im Frühling
Warum also nicht neue Apfelsorten sammeln? Klar, die alten Sorten müssen erhalten bleiben, den Gen-Pool brauchen wir dringender denn je, aber man muss aus seinem Garten ja nicht gleich ein Museum machen. Und ein Apfeltag oder Apfelfest mit neuen Sorten neben den alten, wäre doch auch wunderbar. Jung und Alt, Seite an Seite, so sollte es sein, im Menschen - wie im Apfelleben. ;-)
Zum Schluss für alle Apfel-Liebhaber unter uns noch das schönste und lustigste Apfelgedicht, dass die Apfelwelt je gesehen hat, geschrieben von einem Deutschen, der nach Dänemark auswanderte, als Offizier zu militärischem Ruhm gelangte und den man gewiss schon längst vergessen hätte, wenn er nicht auch das Dichten angefangen hätte, um dem Apfel ein passendes Denkmal zu setzen:
Lob dem Apfel
Eines musst Du Dir gut merken,
wenn Du schwach bist, Äpfel stärken.
Äpfel sind die beste Speise,
für zuhause, für die Reise,
für die Alten, für die Kinder,
für den Sommer, für den Winter,
für den Morgen, für den Abend
Äpfel essen ist stetes labend!
Äpfel glätten Deine Stirn,
bringen Phosphor ins Gehirn,
Äpfel geben Kraft und Mut
und erneuern Dir Dein Blut,
sind’s nicht Äpfel, sondern Saft,
auch Most, sofern Dich durstet
wirst Du fröhlich und auch lustig.
Darum, Freund so lass Dir raten
Esse frisch, gekocht, gebraten,
täglich ihrer fünf bis zehn,
wirst nicht dick, doch jung und schön
und kriegst Nerven wie ein Strick,
Mensch im Apfel liegt Dein Glück!
Georg Wilhelm Otto von Ries (1763 – 1846)
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