Wenn es im Garten eng wird, hilft nur eines: sich den Kletterpflanzen zuwenden! Sabine Reber freut sich über die Reben und Rosen an ihrer Fassade, und träumt von einer Pergola.
Die Glyzine habe ich bereits. Drei Meter hoch, steht sie in einem Topf von sechzig Zentimeter Durchmesser, eine stattliche Pflanze, wahrlich. Ich grabe ein entsprechendes Loch, und parkiere das Kletterwunder vor dem Wohnzimmerfenster, mal provisorisch. Dann hast du kein Licht mehr im Haus, wendet meine Bekannte ein. Egal, finde ich, dafür blicke ich dann ins Grüne! So langsam verleidet es mir nämlich, immer nur die Fassade der Blöcke gegenüber anzustarren. Ich gehe ins Haus und lehne mich zurück und freue mich über den neuen Ausblick. Gut so. Die Glyzine wird ordentlich gewässert und dann provisorisch festgebunden. Jetzt fehlt nur noch die Pergola, an der sie dann längerfristig in alle Richtungen ranken kann - wir werden uns was einfallen lassen, eine kleine, provisorische Pergola, denn das Haus gehört ja nicht mir. Und doch sollte die Konstruktion so stabil sein, dass die Glyzine sich längerfristig entfalten kann.
Mal drüber schlafen, sage ich, aber da scheint mir, bei dem Stichwort Pergola habe die Rebe gleich aufgehorcht, und ihre Ranken vor Freude schon wieder in alle Richtungen geschickt. Ich hatte sie vor drei Wochen zurückgestutzt, die neuen Triebe auf drei Augen und alles überflüssige Laub herausgeschnitten, so wie ich das in Twann bei den Weinbauern gelernt habe. Mit den Reben muss man gnadenlos sein, damit alle Kraft in die Früchte geht. Nur die längsten Triebe habe ich an die Drähte gebunden, die wir bei der Gelegenheit an der Fassade gespannt haben. Daran wurden dann auch gleich die Kletterrosen ordentlich festgebunden, die schon lange überall wild herunterhingen und bei jedem Wind um sich schlugen. Nicht wirklich die ideale Saison für grössere Schnitt- und Aufräumarbeiten, aber gemacht ist gemacht. Und inzwischen haben sich die Blätter alle wieder gedreht und dem Licht zugewendet, so dass es aussieht, als wären die Kletterer schon immer schön an der Fassade befestigt gewesen.
Auch die Feuerbohnen dem Zaun entlang sehen jetzt übrigens aus, als wären sie schon immer dagewesen. Dabei hatte ich diesen Frühling das ganze Beet mit den alten Büschen gerodet, und die bunten Dachlatten, die ich über Ostern eingeschlagen hatte, standen anfangs ziemlich verloren da und sorgten für Kopfschütteln in der Nachbarschaft. Inzwischen ist aus den Feuerbohnen ein ordentliches Dickicht herangewachsen, und zu ihren Füssen wuchert munter die Kapuzinerkresse, dieses Duo hat mich jedenfalls noch nie im Stich gelassen.
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