Als Pinzieren oder Entspitzen bezeichnet es der Gärtner, wenn er die Triebspitzen entfernt, um die Verzweigung einer Pflanze zu fördern. Es wird bei Stecklingen, Sämlingen und Gehölzen im Rahmen des Sommerschnitts durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
- Beim Pinzieren werden mit den Fingernägeln von Daumen und Zeigefinger oder einer Schere die jungen Triebspitzen von Pflanzen entfernt.
- In der Triebspitze werden Hormone gebildet, die das Längenwachstum fördern und die Bildung von Seitentrieben unterdrücken. Das wird als Apikaldominanz bezeichnet.
- Durch das Entfernen der Spitzen wird die Hormonproduktion unterbrochen und Seitentriebe entwickeln sich.
- Beim Pinzieren werden nur die Knospen und die noch nicht voll entwickelten Blätter an den Triebspitzen entfernt. Ein Rückschnitt, bei dem voll ausgebildete Blattpaare entfernt werden, nennt der Gärtner Stutzen.
Die Technik des Pinzierens
In den Spitzen des Haupttriebs und der Hauptwurzel werden Hormone produziert, die das Längenwachstum der Hauptachse fördern und die Bildung von Seitentrieben und Seitenwurzeln hemmen. Das hat den Sinn, dass die Pflanzen schnell in die Tiefe wachsen und zum Wasser gelangen und schnell nach oben zum Licht kommen. An den Blattknoten (Nodien) gibt es schlafende Knospen, die von diesen Hormonen unterdrückt werden. Das bezeichnet man als Apikaldominanz (von Apex = Triebspitze) oder Spitzendominanz. Je weiter ein Blattknoten von der Spitze entfernt ist, desto weniger wird er gehemmt. Darum treiben immer zuerst die unteren und nahe am Stamm liegenden Seitentriebe aus. Das hat zur Folge, dass sich kräftige, lange, wenig verzweigte Haupttriebe bilden. Bei Pflanzen, deren Blüten sich an den Seitentrieben bilden, ist dieser Wuchstyp nicht erwünscht. Durch das Entfernen der Knospen an den Triebspitzen wird die Apikaldominanz durchbrochen. Die direkt unter der Schnittstelle liegenden Seitentriebe beginnen dann sich zu entwickeln. Wie die Spitzen entfernt werden, hängt von der Pflanzenart und ihrer Grösse ab. Du kannst sie mit dem Fingernagel auskneifen, mit einer Schere abschneiden oder mit einer Pinzette abzupfen.
Vorteile und Nachteile des Pinzierens
Pinzierte Pflanzen bilden statt eines kräftigen, langen Haupttriebst mehrere, verzweigte Triebe und werden buschiger. Sie bilden mehr Blüten und blühen länger. Der Nachteil ist, dass durch das Kappen des Haupttriebs das Wachstum unterbrochen wird und die Pflanzen länger benötigen, um zur Blüte zu kommen.
Pflanzen, die du pinzieren solltest
Zu den Pflanzen, die du als Sämlinge pinzieren solltest, wenn sie etwa 3 bis 4 Blattpaare gebildet haben, gehören, Chrysanthemen, Dahlien, Tagetes, Vergissmeinnicht, Nelken, Polsterphlox, Wicken, Winden, Lampionblume und Strohblumen. Weitere Arten, deren Verzweigung du so fördern kannst, sind Zauberglöckchen, hängende Petunien, Fächerblumen und Fleissige Lieschen. Auch die Stecklinge oder Sämlinge von Fuchsien werden für eine bessere Verzweigung pinziert.
Das Entfernen der Königsblüte bei grossfrüchtigen Paprika und Auberginen ist eine Form des Pinzierens und fördert Verzweigung und Blütenansatz. Bei Chili und kleinfrüchtigen Snack-Paprika ist es nicht notwendig, weil die Pflanzen sich von allein gut verzweigen.
Bild: Die erste Blüte bei grossfrüchtigen Paprikapflanzen wird Königsblüte genannt.
Bei Obstbäumen werden junge Triebe entspitzt, um ihr Längenwachstum zu hemmen und ihre Blütenbildung im Folgejahr anzuregen. Auch Wasserschosse, die du nicht entfernen kannst, kannst du im Sommer pinzieren, um das Wachstum des Baumes zu beruhigen.
Bild: Auch Tomaten können pinziert werden, damit eine neue Verzweigung entsteht.
Bild: Zum Vergleich: eine Tomatenpflanze, die nicht pinziert wurde.
Pflanzen, die du nicht pinzieren solltest
Das Pinzieren ist nur bei Pflanzen sinnvoll, die einen aufrechten Wuchs mit verzweigten Trieben haben. Bei Pflanzen mit einer bodenständigen Blattrosette und unverzweigten Blütenstielen funktioniert die Technik nicht. Dazu gehören unter anderem Fingerhut, Mohn, Schafgarbe und Rittersporn.