Wie Sie wissen, drehe ich ziemlich viele Videos. Und die sind – zugegeben – ziemlich einfach. Ich halte die Kamera und spreche dann drauflos, was ich mir kurz zuvor überlegt habe (oder auch nicht). Oder ich stehe vor der Kamera, am Objekt, und sage, was ich denn gerade zu sagen habe. Vorbereitete Texte, Teleprompter, Beleuchtung gibt es bei Gartenvideo.com nicht. Das ist auch bei den neuesten Videos in unserem improvisierte Weihnachtsstudio im Buchser Gewächshaus nicht anders. Einfache Informationen und Botschaften einfach und direkt übermittelt. Und hier und da noch eine Prise Humor dazu. Wenn möglich alles verpackt in Geschichte und Geschichten.
Nun war vor einige Tagen das französische Fernsehen bei uns. Die Pariser Dokumentarfilmerin Valérie Rouvière dreht gerade einen Dokumentarfilm, der der wirklich elementaren Frage nachgeht, was denn eigentlich ein Apfel sei … und selbstverständlich, wer anders könnte da kompetent Auskunft geben als Lubera und meine Wenigkeit?
Da flogen also Valérie und ihr Kameramann am Morgen ein und filmten den ganzen Tag so ungefähr nach diesem immergleichen Schema: Ich laufe in die Szene und sage etwas mehr oder weniger Intelligentes, und dann gehe ich wieder weiter. Ich war eigentlich den liebenlangen Tag am Laufen – immer kam ich von irgendwoher und ging danach irgendwohin. Einen ganzen Tag lang. Ah, fast hätte ich es vergessen: Ein bisschen erzählte ich natürlich auch noch über die Äpfel und über die Redloves.
Valérie dreht zusammen mit einem Kameramann, manchmal auch noch mit einem Tontechniker, ca. 100 Minuten fertigen Film pro Jahr. Und die sind sicher ästhetisch befriedigend und informativ. Vor allem natürlich, wenn sie so gute Locations auswählt wie Lubera in Buchs und ….na ja Sie wissen schon …
Ich drehe, so nebenbei, wenn mich grad das Thema reizt, wenn das Sujet stimmt und die Kamera bereitliegt, so ca. 300 Videos pro Jahr, insgesamt mehr als 1000 Minuten. Alexander Weibel schneidet das Material, das ursprünglich vielleicht 2000 Minuten umfasst, auch wieder als kleiner Nebenjob. Und dann sehen knapp 2 Millionen Zuschauer, was wir da gebastelt haben, was ich zu sagen habe …
Valérie stellt gute Fragen, hat interessante Konzepte und stellt sie dann zu einer spannenden Story zusammen. Aber Ich bezweifle, dass ein Dokfilm über Äpfel und was auch immer mehr als eine Million Zuschauer findet. Wenn ja, auch gut, dann würden sich ja bei uns bald die Filmcrews die Klinke in die Hand geben. Bei allem journalistischen Elan kann Valérie nur etwa so viel Information in ihren 25 Minuten-Dokumentarfilm packen, wie ich in drei bis vier Videos. Und ich zeige die Dinge sozusagen von Nahem, im Detail. Sie filmt und erzählt, bildlich gesprochen, aus Distanz, aus der Vogelschau, zeigt die grossen Linien, nicht aber das Detail. Und wie gesagt, wir drehen 300+ Videos pro Jahr.
Und noch ein Unterscheid: Der Dokumentarfilm läuft einfach ab, der Zuseher hat keine Ausweichmöglichkeit, ausser den Kanal zu wechseln oder abzustellen. Der Film ist so, wie er ist. Bei Videos kann ich Kommentare schreiben, Fragen stellen, und vor allem kann ich aus den Tausenden von Videos, die es bei Gartenvideo und auf unserem Lubera Kanal auf Youtube gibt, meinen eigenen Film zusammenstellen. Wir liefern nur die Videos, die Szenen. Der Zuschauer wird zum Regisseur.
Nur mit einem kann ich leider nicht dienen: Es wird mir nicht gelingen, so französisch, so elegant und so charmant zu sein wie Valérie.