…auch die Kartoffeln. Salzkartoffeln aus dem Meer ernten? Fast zu schön, um wahr zu sein, aber doch – fast – möglich. Jedenfalls wenn man wie ich an der Küste lebt und im Winter nach den Stürmen fleißig Seegras gesammelt hat.
Das haben meine Vorfahren hier im Norden des Kontinents früher auch getan. Sie haben mit Seetang und Seegras (offiziell heißt so was heute Treibsel) ihre Felder gedüngt, die Schweine gefüttert und ihre Matratzen gestopft. Wobei wir jetzt unterscheiden müssen zwischen Seetang und Seegras. Kleiner aber feiner Unterschied, denn es sind unterschiedliche Lebewesen.
SeeGRAS ist tatsächlich eine Pflanze, die Wurzeln hat und sogar blühen kann, alles unter Wasser. SeeTANG hat keine Wurzeln (klebt quasi mit Haftorganen an Steinen fest) und gehört zu den Algen, die ja auch die Menschen seit Jahrhunderten gerne essen, erst in Asien und jetzt zunehmend auch bei uns.
Während SeeTANG ein Superfood für uns Menschen ist, ist SeeGRAS ein Superfood für den Garten. Ich mische es schon seit Jahren in kleinen Mengen unter meinen Kompost, denn es sorgt dafür, dass dieser nicht verdichtet. Und das ist auch das Beste am Seegras: Es braucht Jahre um zu verrotten und in dieser Zeit bleibt es schön 'fluffig' und stabil. Perfekt für Kompost, Matratzen und Kartoffeln.
Bild: Gesammeltes Seegras von der Ostsee
Ja, richtig gelesen, mit getrocknetem Seegras kann man wunderbar Matratzen füllen und auch Kissen. Mein Mann hat früher als Kind noch auf Seegrasmatratzen geschlafen. Sind genau so gut und bequem wie Strohmatratzen und wurden an den Küsten Nordeuropas gerne per Hand gestopft. Kissen mit Seegras gefüllt sind neuerdings wieder stark im Kommen, denn sie sollen Menschen mit Allergien und Asthma Linderung verschaffen können. Sogar als Beimischung ins Dämmmaterial für Bio-Häuslebauer ist es perfekt geeignet.
Bild: An der Ostsee angeschwemmtes Seegras
Und die Kartoffeln? Ja, die hat man hier bei uns früher gerne mit Seetang und Seegras auf den Feldern bedeckt, also angehäufelt, was dann gleichzeitig auch der (einzig verfügbare) Dünger war. Aber was früher gut war, ist heute noch besser, denn heute ist es bio und regional und eine nachwachsende Ressource.
Also, Seegras habe ich gesammelt und nun werden meine Kartoffeln in eben dieses gepflanzt. Geht am besten mit Pflanzsäcken und Kartoffeltöpfen. Zwei oder drei Handvoll fertigen Kompost unter das Seegras und los geht das Experiment mit den neuen Lubera Speedpots. Ich bin selber ganz gespannt, wie es ausgehen wird. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, liebe Mit-Gärtner.
Bild: Kartoffelpflanze mit Erde, Kompost und Seegras
Apropos Seetang, auch der ist super im Garten, als Mulchmaterial nämlich. Den sammle ich ebenfalls im Herbst und bedecke damit alle meine Beete. Besonders meine vielen Lubera®-Beerensträucher finden das toll (zu sehen und schmecken an den vielen leckeren Beeren im folgenden Sommer). Vielleicht sollte ich auch mal anfangen, das Zeug zu essen und mich damit einzureiben, es soll ja Wunder wirken für die Haut, Anti-Aging aus dem Meer sozusagen, aber so weit geht meine maritime Superfood-Liebe nun doch nicht, ich warte lieber auf meine Seegras-Kartoffeln.
Apropos 'Alles Gute kommt aus dem Meer.' Habt ihr schon mal davon gehört, dass man Tomaten mit Fischen düngen kann? Soll früher auch an den Küsten gemacht worden sein. Da hatte man hier bei uns im Norden zwar keine Tomatenpflanzen, aber genügend Fischabfälle und die wurden einfach tief in die Beete eingebuddelt zwecks Düngung. Findige Youtube-Gärtner haben das inzwischen mit Tomaten probiert, also Loch buddeln, Fisch rein, etwas Kompost obenauf, dann Tomatenpflanze reinsetzen und auf reiche Ernte hoffen. Schade, meine neuen Lubera-Tomaten habe ich alle schon gepflanzt, aber dieses Experiment werde ich dann nächstes Jahr mal wagen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt :-)