Zu schreibender Stunde rüttelt der Sturm am Haus und dicke Regentropfen prasseln ans Fenster. Herrlich! Wunderbar! Weiter so! Denn nur so konnte ich ein Kleinod für euch entdecken, liebe Mit-Gärtner, das ich euch aller-wärmstens ans Herz legen möchte. Falls ihr auch wie ich an einem kalten, grauen Tag nicht wisst, wie ihr in Gartenlaune kommen solltet, dann bitte, bitte, schaut euch diesen Film an, eine phantastisch gefilmte Dokumentation über die wundersamsten Wesen in unseren Gärten (Hut ab und tiefe Verbeugung für den Kameramann!):
Video: Biene Majas wilde Schwestern
Dieser Film hat mein Herz berührt wie kein anderer über die unsichtbare Welt des Gartens. Einzigartige Aufnahmen von Wildbienen, die so verschieden, so erstaunlich sind, wie wir es noch nie erahnt haben. Klar haben wir alle Wildbienenhotels im Garten (die sind bei mir nicht gerade sehr erfolgreich, muss ich zugeben), aber wissen wir, wie die knüppelhart arbeitenden Wildbienen heißen, wie unterschiedlich sie sind, was sie machen, wie sie überleben, ja, welchen Charakter sie haben? Nein, wir kennen sie nicht, unsere kleinen Retter, aber nach dem Film - das garantiere ich euch - werdet ihr sie LIEBEN. ;-)
Und ihr werdet wie ich Pläne schmieden, wie ihr ihnen besser helfen könnt, als mit den fertig gekauften Wildbienenhotels, die oftmals nur Schrott sind, sorry.
In den letzten Jahren haben die Bienen in meinem Garten (mitten auf dem Lande, inmitten konventionell bewirtschafteter Felder) rapide abgenommen! Nicht mal mehr die dicke Dorf-Linde brummt mehr so ohrenbetäubend laut, wie noch vor fünf Jahren. Man muss jetzt genau hin hören, um leises Summen zu hören. Traurig, traurig. Aber: Dicke, gemütliche Erdhummel Königinnen retten meine Beeren- und Apfelernte jeden Frühling. Sie fliegen trotz Wind und Regen, sie arbeiten länger und härter als Bienen und ohne sie wäre ich ein armer Gärtner, wortwörtlich.
Aber auch sie brauchen Hilfe und zwar Futter VOR der Obstblüte und vor allem NACH der Blüte, besonders im Spätsommer.
Mein Tipp für euch (oder eher die Hummeln, die ja zu den Wildbienen zählen): Krokusse für den Vorfrühling pflanzen (wilde und kultivierte, da sie unterschiedliche Blütezeiten haben) und vor allem jede Menge Lungenkraut. Die Hummeln sind süchtig danach. Ich habe mittlerweile drei Sorten, unter alle meine Redloves, Johannis- und Stachelbeeren gepflanzt, damit die Hummeln auch ganz bestimmt den Weg dorthin finden: 'Trevi Fountain', 'Blue Ensign' und 'Salmon Glow'.
Wunderschöne Blätter, noch schönere blaue und korallenrosa Blüten: Ein Augenschmaus für uns und ein Zungenschmaus (oder eher Rüsselschmaus) für die Hummeln.
Nach der Beeren- und Apfelblüte geht es weiter mit Mohnblüten (aus Saatgut, kein Staudenmohn), Zwiebelblüten (ich habe ewige Zwiebeln, aber ich lasse auch von den im Herbst gepflanzten Speisezwiebeln immer ein paar zur Blüte kommen für die Bestäuber) und Fingerhut, da habe ich jetzt zusätzlich noch den apricotfarbenen von Lubera dazu gekauft.
Dann - für den Spätsommer, wo viele Hummeln verhungern - habe ich mir letztes Jahr Mönchspfeffer gekauft - und gleich nach dem Auspacken des Lubera-Paketes war - schwuppdiwupp - eine Hummel drauf! Dieses Jahr sollen noch Bartblumen hinzukommen, denn die nektarreiche Spätsommerblüte ist immer ein großes Problem im Garten, finde ich.
Und das führt mich zu den gefährlichen Orten, nämlich den örtlichen Gärtnereien und Baumärkten. "Dangerous Playgrounds", wie Gärtnerfreundin Anne aus Amerika sagt. Ich gebe zu, jedesmal, wenn ich dorthin muss, um eine (1!) Blume zu kaufen für z.B. einen Kaffeklatsch hier auf dem Dorf, dann endet es immer damit, dass der Kofferraum voll ist mit Blumen, die weder ich noch die Bienen brauchen. Mein Mann beschleunigt schon immer das Auto auf halsbrecherische Geschwindigkeit, sobald wir uns nur einer Gärtnerei auf drei Kilometer nähern. Er zuckt zusammen, wenn ich sage "Lass uns nur mal ganz kurz schauen", weil - natürlich - bleibt der Besuch dort weder kurz noch wird nur geschaut. Irgendwann endet meine unkontrollierte Frühlingsblumen-Sucht damit, dass ich im Frühling im Haus eingesperrt werde und erst wieder im Sommer raus gelassen werde. Ich sollte vorsichtshalber schon mal Ausbruchswerkzeug unterm Bett verstecken. ;-)
Bestes Beispiel für aussetzende Vernunft bei mir letzte Woche: Ich brauchte nur einen Blumentopf, einen einzigen, nicht mal eine Pflanze, nur den Topf und als ich wieder wegfuhr aus dem Gartenmarkt, war der Kofferraum proppenvoll gefüllt mit Hornveilchen, Stiefmütterchen, Bellis, gefüllten Narzissen und was-weiß-ich-nicht-alles. Wunderschön für mich, aber uninteressant für die Hummeln. Denn, egal was auch immer behauptet wird von unwissenden Gartenmarkt-Mitarbeitern, die meisten bunten Frühlings- und Sommerblumen sind NICHT bienenfreundlich. Punktum.
Bleibt also nur die "Win-win-Methode", die ich neuerdings auf mich anwende: Blumen für mich UND Blumen für die Wildbienen. Für jede Dahlie, die ich pflanze (psst, nicht meinem Mann verraten, aber ich brauche noch dringend ein neues Beet für gefüllte Dahlien in apricot-rosa-pfirsich-pink-Tönen, meine neue Sommer-Sucht, ääh, mein neues Sommer-Projekt für 2019), werde ich auch etwas Wildbienenfreundliches pflanzen.
Und wenn ihr euch den obigen Film anschaut (ihr werdet begeistert sein, glaubt mir), dann wisst ihr auch, warum ich jetzt leere Schneckenhäuser sammle. ;-)
Herzlichen Dank