Wir sind - wie die Bienen - Obstspezialisten: Kernobst, Steinobst, Beeren, Nüsse, Exoten und mehr - bei uns dreht sich sehr viel um fruchttragende Pflanzen. Markus nimmt die sprichwörtliche Weltumrundung auf sich um in zahllosen Entdeckungstouren Neuheiten für unsere Kunden zu finden. Wir recherchieren und experimentieren, um die idealen Kulturbedingungen herauszufinden und geben pausenlos Tipps und Ratschläge zu Pflanzung, Pflege, Schnitt und Düngung.
Inhaltsverzeichnis
- Müssen wir unsere Obstbäume und Beerensträucher bald selber bestäuben?
- Flugbenzin und Babynahrung für Bienen
- Welche Pflanzen sind gut für Bienen
- Die wichtigsten Fragen bei der Auswahl bienenfreundlicher Pflanzen
- Das Grundprinzip: Gehölze und Sträucher als Gerüst, Stauden und Kräuter zum Füllen – und Geniessen
- Die wichtigsten Kriterien für bienenfreundliche Pflanzen
Müssen wir unsere Obstbäume und Beerensträucher bald selber bestäuben?
Im Grunde sorgen wir Gärtner in unseren Bauerngärten, Obstwiesen, Schrebergärten, Hausgärten und Lustgärtchen (und natürlich auch im Lubera Mundraubgarten) dafür, dass sich unsere Pfleglinge rundherum wohlfühlen und viele Früchte bilden können. Nur bei zwei Dingen sind wir etwas ausgeliefert: Beim Wetter (wir denken alle an den verheerenden Spätfrost im letzten Jahr) und bei der Bestäubung. Ok, beim Wetter können wir dann doch etwas tun: Giessen, Drainieren, Schattieren, Abdecken oder Beregnen. Aber beim Bestäuben? In meinem Kopf spuken Bilder von chinesischen Arbeitern herum, die mit Pinseln abertausende Birnbäume manuell befruchten. Und sogleich kommt mir auch die Untersuchung vom letzten Herbst in den Sinn, die einen heftigen Insektenrückgang bei uns in Mitteleuropa dokumentiert. Ist also die naturgegebene Befruchtung unserer Äpfel, Kirschen und Co. in Gefahr? Und wird das beruhigende Brummen der Hummeln bald nur noch in unseren Erinnerungen fortbestehen?
Flugbenzin und Babynahrung für Bienen
Ich kann entwarnen. Noch gibt es bei uns Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen. Und sie kümmern sich liebend gern um den Pollentransfer von Blüte zu Blüte. Doch vor allem agronomische Ursachen (Nahrungsmangel, Gifte) aber auch der fehlende Lebensraum machen es unseren pelzigen Nützlingen zunehmend schwerer zu überleben. Stichwort Bienensterben. Und genau hier setze ich an. Statt nur zu reden und theoretische Tipps zu geben, packe ich jetzt selbst an und greife zur Schaufel. Was ich vor habe? Ich kümmere mich um Tankstellen für Flugbenzin und um Babynahrung! Rings um unser Büro verläuft eine Rabatte - sie soll zum Lebensmittelladen für Insekten werden. Und ganz nebenbei darf und soll das Beet auch schön sein!
Welche Pflanzen sind gut für Bienen
Im zeitigen Frühjahr sorgen die hier wild wachsenden Weiden für reichlich Nektar und Pollen. Direkt anschliessend wird die Obstbaumblüte den Bienen reichlich Sammelgut darbieten. Und dann? Dann wird es langsam eng. In manchen Regionen gibt es noch Rapsfelder, die zumindest Honigbienen und Hummeln verköstigen können, viele andere Wildbienen gehen aber bereits am Stock, ihnen fehlt die Vielfalt, nicht wenige sind auf bestimmte Pflanzengattungen spezialisiert. Und in Regionen ohne Raps - dafür mit reichlich Mais - herrscht bereits Hungersnot im Bienenvolk. Nektar (das Flugbenzin) und Pollen (wichtiges Eiweiss für den Nachwuchs) fehlen vom Frühsommer an bis in den Herbst - und zwar allen Bienen, egal ob Wild- oder Honigbiene, und auch den nektartrinkenden Schmetterlingen!
Die wichtigsten Fragen bei der Auswahl bienenfreundlicher Pflanzen
- Was für Pflanzen blühen im Zeitraum von Juni bis Oktober? – Also in dem Zeitraum, wo das Nahrungsangebot zu knapp ist.
- Welche Pflanzen davon bieten Insekten Nahrung? Möchte ich Honigbienen, bestimmte Wildbienen, Schmetterlinge oder irgendwie alle beobachten?
- Welche Pflanzen gefallen mir? - Diese pflanze ich an prominentere Stellen.
Das Grundprinzip: Gehölze und Sträucher als Gerüst, Stauden und Kräuter zum Füllen – und Geniessen
Aus Platzgründen entscheide ich mich für wenige Gehölze und vor allem für Stauden und Kräuter. Dort können dann nicht nur Schmetterlingsraupen, sondern auch meine Kollegen und ich ein paar Blätter degustieren... Eine Auflistung von insektenfreundlichen Pflanzen würde diesen Beitrag leider sprengen, die spare ich mir jetzt für den nächsten Beitrag auf.
Die wichtigsten Kriterien für bienenfreundliche Pflanzen
Aber auch ohne grosse Recherche kann man ein tolles Bienenparadies zaubern, wenn man zwei einfachen Daumenregeln folgt: Zum einen sind vor allem einheimische Arten gut geeignet, das schliesst aber keineswegs „fremdländische" Pflanzen aus!! Die Apfelblüte ist beispielsweise für Hummeln und viele Bienen geradezu ein Schlaraffenland, und das obwohl der Kulturapfel aus Kasachstan stammt. Zum anderen nutze ich nur offenblütige Sorten, gefüllte Blüten bieten weder erreichbaren Nektar noch Pollen an. Trotzdem: Gefüllte Blüten sehen besonders opulent aus und beispielsweise sind die meisten intensiv duftende Rosen gefüllt – daher haben sie bestimmt ihre Daseinsberechtigung im Garten, aber im Bienenbeet verzichte ich bewusst darauf.
Philipp Schneider, gelernter Biologe und Leiter Shop bei Lubera. Beim Thema Bienen und Hühner hört Philipp nicht mehr auf zu reden.
PS: Ich werde versuchen jeden Monat einen Beitrag über Bienen, bienenfreundliche Pflanzen, oder Wildbienen zu schreiben. Und natürlich meine Bienenpflanze des Monats vorstellen. Für Kritik, Lob und Fragen bin ich (unter kontakt@lubera.com) aufgeschlossen und dankbar.
Nicht nur für Bienen
Danke für Deine Tipps! Zu Sonnenblumen fällt mir noch ein: Neben der Tatsache, dass die Blüte ungefüllt sein sollte, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Sorte Pollen und Nektar produziert. Leider sehen moderne Saatgutkonzerne Pollen als Dreck (bei Schnittblumen) und Nektarproduktion als Energieverschwendung für die Pflanze an.
Pollen- oder nektarfreie Sorten sollte man vermeiden.
Vielfalt im Garten ist nie verkehrt! Lauch- und Zwiebelgewächse, Korbblüter, Kreuzblüter, Gehölze... Es gibt so viele insektenfreundliche Pflanzen. :-)
Ihnen auch ein brummendes Insektenjahr!
Mit freundlichen Grüssen
Philipp Schneider, Lubera-Team.